Gott mit dir, du Land der Bayern

Man kann den politisch Verantwortlichen viel vorwerfen, aber ganz sicher kaum, dass sie nicht schnell und effizient die Lehren aus den PISA-Studien gezogen hätten. Der Grund für das schlechte Abschneiden wurde erst kürzlich klar benannt: die Kinder verwahrlosen und verrohen vor ihren Computern, die sie frecherweise im Gegensatz zu den Politikern und Eltern sogar einschalten können. Das Problem im Hinblick auf die Hochschulen ist außerdem, dass zwar zum Glück in keinem Land die finanzielle Lage der Familie derart entscheidend für das Erreichen höherer Bildungsabschlüsse ist, sich aber leider immer noch vereinzelt Söhne und Töchter von Nichtmillionären an den Sicherheitsorganen vorbei an die Universitäten schmuggeln. Um diese gräßliche Brut der Arbeitslosen und Hausfrauen endgültig davon abzuhalten, an unseren künftigen Eliteunis die Rolls-Royce-Parkplätze zu verstopfen, sind die von verschiedenen Bundesländern vehement geforderten Studiengebühren sicher ein probates Mittel. Nachdem das BVG gestern das generelle Verbot dieser Gebühren durch den Bund für verfassungswidrig erklärt hat, da es sich um eine Länderkompetenz handle, gibt es auch schon die ersten Details, natürlich wie immer zuerst aus Bayern. Wissenschaftsminister Thomas Goppel rechnet mit einem Semesterbeitrag von 500 Euro. Wie ein Student dies finanziert, ist auch recht einfach:

jeden Monat für hundert Euro auf etwas verzichten oder zwei Nachhilfestunden geben

Nun bin ich wirklich versucht, ein Zweitstudium in Bayern anzufangen, wo man offenbar nicht nur jedem Studenten, unabhängig von seiner Fachrichtung („Heimkurs Hirntransplantation“, „Schwarze Löcher leichtgemacht“) das Halten von Nachhilfestunden garantiert, sondern diese auch noch mit 50 Euro entlohnt werden! Und Hand auf´s Herz, 100 Euro pro Monat sind ja grade mal ein reichliches Drittel der Summe, die mir damals für Luxusartikel wie Essen und Kleidung zur Verfügung standen, da gibt es jede Menge Einsparpotentiale. Wenn man die zwei Stunden Nachhilfe partout nicht geben will, kann man ja immer noch mit dem Chauffeur zu Daddy ins Büro fahren und sich das Geld dort aus dem Wandsafe besorgen. Bei wem auch das mangels Chauffeur oder Safe nicht klappt, hat auf einer Uni eben einfach nichts verloren.

P.S.: Für GermanistikstudentInnen bietet sich als potentielles Nachhilfeprojekt die Kultusministerkonferenz an, deren aktuelle Präsidentin Johanna Wanka (siehe Link) meinte:

Zunächst werden die Studenten noch an die Hochschulen gehen, wo es billig ist

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