Klartext?

Vor zehn Tagen schon im hier im YaBlo angemahnt. Jetzt, bevor sich die Wellen geglättet haben, setzt sich auch Tilman Krause in der Welt kritisch mit Rolf Hochhuths Äußerungen über den Holocaust-Leugner David Irving auseinander. Für einen feuilletonistischen Aufschrei kommt das meines Erachtens allerdings etwas spät.

Bedenklich dagegen ist das »Nachwort zu Hochhut« von Richard Wagner in der Frankfurter Rundschau. Die Provokation (falls es denn eine war) relatviert er als Audruck einer Blockade:

Das Leid gesellt sich zur Schuld, die Kombination macht alle Beteiligten nervös. Die Deutschen haben für ihren Größenwahn bezahlt, sie fühlen sich um den Ablasszettel gebracht. Wenn die Geschichtskatastrophe unentwegt zum Maß der Gegenwart erklärt wird, kann diese keinen sicheren Grund bei sich selbst finden. Deutschland ist blockiert, die Provokationen sind Ausdruck der Blockade.

Kommentar

  1. # - Mounty schrieb am 8. März 2005, 14:27:

    Was mich an Wagners Artikel besonders befremdlich fand, war die halbseidene Relativierung der politischen Einstufung der JF.
    Inwiefern die Nichtexistenz eines neuen Niekisch oder Jünger gegen die Modernisierung der rechten Intellektuellen sprechen soll, bleibt völlig unklar, nicht zuletzt, wei beider Ideen und Vorstellungen in der realen Poltik des Dritten Reiches faktisch keine Rolle mehr spielten, nachdem sie dem NS zumindest phasenweise intellektuell zugearbeitet haben. Sicher ist die JF schon stilistisch nicht mit gerade im Netz verbreiteten rechtsradikalen Seiten und “Journalen” zu vergleichen und ich halte auch wenig davon, aus der Tatsache, dass jemand ein Interview darin gibt, schon einen Vorwurf abzuleiten. Das ist Blödsinn, entscheidend bleibt, was gesagt wird und das war bei Hochhuth eine Menge. Ebenso ist es völlig gleichgültig, ob ch jemanden als “links” oder “rechts” einordne, zu beurteilen sind die gefallenen Aussagen, die sich nicht einfach deswegen in Luft auflösen, weil sie der eigentlichen Schublade des Urhebers scheinbar widersprechen.

    Die Modernisierung der äußersten Rechten vollzieht sich auf ganz anderen Gebieten. Die baseballschwingenden Glatzen wirken auch auf die Normalbürger abschreckend. Diese sind aber durchaus an anderen Punkten zu packen, der Politikverdrossenheit, der schlechten wirtschaftlichen Lage, ihrem Pazifismus (bzw. unreflektierte Amerika- und Israelfeindlichkeit), dem Überdruss an der Thematisierung deutscher Verbrechen während des 20. Jahrhunderts und vielen anderen Dingen. Dass diese Dinge aufgegriffen und thematisiert werden, ist eine der neuen Strategien gerade auch der NPD, der die etablierten Parteien und Journalisten mit erschreckender Hilflosigkeit gegenüberstehen. Natürlich macht es die Mischung aus richtigen Beobachtungen, Halbwahrheiten und glatten Lügen nicht immer einfach, darauf eine entsprechende Antwort zu finden (gutes Beispiel dafür, trotz des peinlichen Schreibfehlers im ersten Satz, in der heutigen SZ”).
    Gleichzeitig werden auch ebenso gezielt andere Subkulturen, die Anknüpfungspunkte bieten versucht zu unterwandern, wie die Metal-Szene, Neuheudentum, Esoterik und die breite Front der Verschwörungstheoretiker, die sich dafür ganz besonders eignen. Es fehlt eben nicht sehr viel, um aus der Illuminaten-Weltregierung eine jüdische zu machen. Ressentiments und Vorurteile zu instrumentalisieren ist der einfachste Weg, Zustimmung zu erhalten. Und auch die Argumentationsstrategien werden komplexer und für Außenstehende undurchschaubarer, wer kann schon auf Anhieb angebliche Aussagen von Historikern richtig einordnen, gefälschte Quellen entlarven oder angebliche Talmudzitate, die die Schlechtigkeit des Judentums beweisen, richtig einordnen.

    In der heutigen JF ist übrigens ein weiterer Artikel zum Thema “Versuchter Rufmord” an Hochhuth zu lesen, Verlinken lohnt sich noch nicht, weil der Link sich nach der nächste Ausgabe wieder ändert.





Textile-Hilfe