Ja, so warn´s...

Die Tempelritter gehören zum festen Inventar der Verschwörungstheorie- und Esoterikerszene, der es üblicherweise außer an handfesten Beweisen an nichts mangelt. Diesen Vorwurf kann man dem Ordo Militaris Equitum Teutonicorum nicht machen. Als selbsternannter, mit einer so illustren wie obskuren Liste von Großmeistern ausgestatteter und durch diese angebliche Kontinuität “legitimer” Nachfolgeorden der Originaltempler haben die tapfren Rittersleut vor einigen Wochen einen spektakulären, medial aber nicht ausreichend gewürdigten Coup gelandet. Schließlich bekommt nicht jeder eine offizielle Entschuldigung aus dem Vatikan, noch dazu, wenn es sich um die Rücknahme der zweifellos fragwürdigen und Spekulationen wildester Art Nahrung gebenden Prozesse im Rahmen des Verbots und der Auflösung des Ordens Anfang des 14. Jahrhunderts handelt:

Seit Beginn seiner Regentschaft hat der amtierende Großmeister immer wieder den Kontakt zum Heiligen Stuhl gepflegt, nicht zuletzt, um immer wieder die Rehabilitierung der Templer einzufordern. In diesem Zusammenhang kam es auch zu einer persönlichen Bekanntschaft mit dem damaligen Kardinal Ratzinger, dem Vorsitzenden der Glaubenskongragation. Das Jahr 2005 wurde dann in mehrerlei Hinsicht entscheidend. Joseph Kardinal Ratzinger wurde als Benedikt XVI. zum Papst gewählt. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass die italienische Historikerin, Frau Dr. Frale, den entscheidenden Brief Papst Clemens V. im vatikanischen Archiv entdeckt hatte, in welchem der Papst die Unschuld der Templer bestätigte. Kurz darauf bat Papst Johannes Paul II. die Welt pauschal um Verzeihung für alles Unrecht, welches Menschen im Namen der Kirche verursacht hatten. Sollte es nun für einen deutschen Papst und einen deutschen Großmeister nicht möglich sein, einen jahrhundertealten Missstand zu beseitigen? Es war möglich. Am 10.10.2005 erreichte den Großmeister ein Schreiben, dass Angelo Kardinal Sodano, Kardinal-Staatssekretät am Heiligen Stuhl, im Namen des Heiligen Vaters am 1.10.2005 ausgestellt hatte. In dem zum Teil sehr persönlich gehaltenen Schreiben heißt es unter anderem. „... Seit der Entdeckung des Briefes von Papst Clemens V. wissen Wir, dass der Orden der Templer 1307 und davor nicht schuldig war. Daher proklamieren Wir, dass die Entscheidung der Inquisition und die Suspendierung des Ordens 1312 in Vienne durch Seine Heiligkeit absolut falsch waren. Wir autorisieren den gegenwärtigen Großmeister des Supremus Ordo Militaris Equitum Teutonicorum, von nun an den alten und ehrwürdigen Namen „Pauveres Commilitones Christi Templique Salomonis“ zu benutzen und fordern alle Gesellschaften, Vereine und Clubs von „Templern“ auf, sich mit diesem Orden zu vereinen. Wir beten, dass Gott Sie segnen möge und es Ihnen ermöglicht, die gute Zusammenarbeit der Vergangenheit… fortzusetzen… .“

Am 4.11.2005, 694 Jahre nach seiner durch die Verfolgung der Templer bedingten Gründung, schließen die Ordensdamen und Ordensbrüder in Freude und Dankbarkeit den Akt des Supremus Ordo Militaris Equitum Teutonicorum. Am gleichen Tag öffnen sie wieder die Chronik des Templerordens, die vor 693 Jahren mit Gewalt, aber letztlich doch nur vorläufig, geschlossen worden war.
Der Großmeister hat angeordnet, dass den lebenden Damen und Ritter, die im SOMET Dienst getan haben, ein Erinnerungsschild verliehen wird, der sichtbar unterhalb des Templerkreuzes am Ordensmantel befestigt wird.

Da kann man als passionierter Rollenspieler nur noch neidvoll die majestätischen Bilder der Templer und Templereusen betrachten, die sich nun ganz offiziell wieder so nennen und auf Geheiß des Papstes bald die Mitstreiter aller anderen Konkurrenzorganisationen (mit ebenso hieb- und stichfesten Genealogien) brüderlich und schwesterlich in die sehnigen Schwertarme schließen können. Das Herz der RitterInnen schlägt sowieso für jeden, sie schaffen es sogar, die Erinnerung an preußische Bataillone und Regimenter hochzuhalten und sie sinnigerweise mit dem ehrenvollen Gedanken an alle Menschen, die “gegen Gewalt gekämpft haben”, zu verknüpfen und das muss man ihnen wirklich erst mal nachmachen und sei es auch nur gedanklich.

Bei so viel Anlass zu ausgelassener Freude war es allerdings klar, dass die Apostolische Nuntiatur mißtrauisch wurde und – ihrer ureigensten Aufgabe nachkommend – selbige zu vermiesen trachtete. Eine Rücksprache mit dem Vatikan hätte demzufolge ergeben, dass es sich bei dem Brief aus Rom um eine simple Fälschung handeln würde. Sogar von einer Strafanzeige wurde berichtet und nun wird´s mir ziemlich bang um die Damen und Herren in den schönen Faschingskostümen, denn was passiert, wenn der Papst und die weltliche Gerichtsbarkeit zusammenarbeiten, wissen wir ja…

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