Annalen 1470

(Fol. 10a)

1470

Ist verloren wurden durch die Hereskraft di Schwarzenburg.

(Fol. 10b)

1470

Ist erkundet den von Paris erstlich di künstlich arth der Druckerei, welche zuvor vor zwhen Jaren ist erfunden wurden ires erstlichen ankummens zu Mentz.

1470

Hat gefurth sein leben Bruder Clawes anfentlich in der wustenei im land zu Czveitzen.

Doom und dümmer

Der aktuelle SZ-Artikel über Doom3 erinnert irgendwie frappierend an die Diskussionen um die zweifelhaft bis lächerlichen Begründungen des Irak-Krieges vor seinem Beginn bis heute. Deren zweifellos auf die Dauer ermüdendes Herbeten wird von vielen Verteidigern in der Regel mit “Aber,aber,aber….Saddam war böse!” gekontert, einer so richtigen wie für die Diskussion der anderen Zusammenhänge nicht hinreichenden Feststellung. Kontextualisierung, Beschäftigung mit Gegenargumenten oder Unsicherheiten sind auch für SZ-Redakteur Bernd Graff offensichtlich nicht notwendig, denn “Aber,aber,aber…das ist alles so blutig!”. Die gesamte Argumentation reduziert sich auf den wiederholten Verweis auf die Brutalität des in Doom 3 dargestellen Szenarios, wobei, nüchtern betrachtet, gerade die völlig überzogene Menge an Blut und Gore-Anteilen comichaft verzerrend wirkt und vor allem gerade NICHT realistisch ist.

Eine diffenzierte wissenschaftliche Feststellung, die klarstellt, dass einfache Wirkzusammenhänge (virtuelle Gewalt erzeugt reale Gewalt) nicht belegbar sind, wird zwar erwähnt, aber als “verschwurbelt” abqualifiziert. Alles viel zu kompliziert, wo man doch genau sieht, was in dem Spiel geschieht! Die implizite Absicht ist, das wirklich Offensichtliche mit einer gedachten automatischen Wirkung oder Folge zu verbinden. So funktioniert auch der Verweis auf andere menschliche Hautfarben, die sich doch so deutlich sichtbar von der unsrigen unterscheiden und den gedanklichen Schritt, dass es dann doch bestimmt noch mehr Unterschiede gibt, ebenfalls implizieren. Das erinnert mich an meinen Mathematiklehrer, der augenzwinkernd darauf verwies, dass nicht wirklich belegbare Voraussetzungen oder Zusammenhänge von den Wissenschaftlern zur Diskussionsprävention meist mit dem Satzanfang “Wie man leicht sieht, ist…” vorgetragen werden.

Neben einigen sachlichen Fehlern (die aktuellen Verkaufscharts zeigen durchaus keine Dominanz von Ego-Shootern und Kriegssimulationen ist ein Nullbegriff unter dem eben auch Schach rubrizieren kann) fällt wie meistens auch auf, dass der “Sinn” von Doom 3 mangels Hintergrundwissen verborgen bleiben musste. Man sollte es IMO in erster Linie als eine als Hommage zu verstehende Grafikdemo sehen, die für viele Erinnerungen an die “Jugend” mit Doom 1 und Doom 2 hervorruft, den für heutige Verhältnisse unglaublich mies aussehenden Vorgängern, die neben vielen Schrecksekunden auch die ersten Netzwerksessions initiierten und eben als wirkliche Klassiker einzustufen sind. Ganz zu schweigen davon, dass offensichtlich 99,99% derer, die diese Klassiker exzessiv konsumierten, diesen Einfluss viele Jahre ohne Langzeitschäden oder Massenmorde überstanden zu haben scheinen. Es ist abgesehen von seiner Grafik kein besonders herausragendes Spiel, weder typisch noch stilprägend für das Genre und auch die Wirkung der Erschreckens lässt irgendwann nach, weil sie zu leicht vorhersehbar wird. Aber das würde man natürlich erst merken, wenn man tatsächlich selbst längere Zeit spielt und nicht nur seinem Sohn 20 Minuten über die Schulter schaut um danach gleich einen Artikel zu verfassen.

Annalen 1467

(Fol. 10a)

1467

Ist von der Römischen Kirchen gelegt wurden Interdict im ganzen Böhemer Lande, und von wegen Christliches glaubens zuvorschutzen sein Creuze von bebistlicher heilichkeit angegeben, uff das sie umb Christliches glaubens umbquemen, iren lon gewiß bei got erbarthent.

Annalen 1465

(Fol. 9b)

1465

Ist Plauen wi auch oben berurt, von den Fürsten von Sachsen zustört wurden.

1465

Ist gewest ein gemeine pestilenz, in vilen Lantschaften, ader örthen; und in disem Jar ist auch die Neumburg fast gar in feuers nöten verdorben.

Embedded Journalist im Geschlechterkrieg

Eine überaus interessante Erklärung für das Scheitern der eigentlich-nicht-wirklich-aber-irgendwie-dann-zwangsläufig- doch-Nachfolgerin von Harald Schmidt auf Sendeplatz und Format legte Bettina Böttinger in der WELT vor. Die sich selbst durch ihr Äußeres eigentlich mit aller Gewalt von der Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht distanzierende Moderatorin hat nun eben dieses als wirklichen Grund für die baldige Absetzung der Show wegen mieser Quoten benannt. Nicht nur, dass es die bösen Kritiker waren, die die Show schlechter schrieben und damit die Zuschauer manipulierten, nein, jene waren auch noch MÄNNER! Und können damit bekanntlich Frauen prinzipiell den Erfolg nicht gönnen oder kämpfen wenigstens verbissen um jede verbleibende Bastion männlicher Dominanz, unter anderem die der Late-Night-Show. Nun haben die Feuilleton-Machos einen wichtigen Sieg errungen, den sie mit einem Bierbesäufnis und Schwanzlängenvergleichen feiern können! Ein billiger Witz? Keineswegs, nur das logische Pendant zu dem, was Frau Böttinger als “weibliche Komik” definiert: “Und wenn eine Pointe mal nicht so ganz ins Schwarze traf, rettete sie sie mit der Erklärung ‘Scheiße, ich bin mitten im Zyklus, nah am Wasser gebaut!’”. Angesichts der Tatsache, dass Männer von allein noch nie auf die Idee gekommen sind, sich über PMS lustig zu machen, ist das vorläufige Ende dieser Spielart des Humors wirklich ein kaum zu verschmerzender Verlust.

Weil Böttinger, die auch weniger in dem Ruf steht, ein großer Schmidt-Fan zu sein, sich hartnäckig weigert, anzuerkennen, dass die auch in dieser Show großartige Parodistin und Komödiantin Engelke auf den anderen für dieses Format eminent wichtigen Gebieten, besonders dem timingsicheren Vortragen der Gags (abgesehen von deren Qualität, die auch sehr schwankte), teilweise und konstant schmerzhafte Fehler unterliefen, zimmert sie an einer für eine eigentlich doch intelligente Frau geradezu hanebüchenen Verschwörungstheorie. Da fällt auch gleich mal unter den Tisch, dass sich vor Schmidt ja bereits Thomas Koschwitz und Gottschalk (beides Männer, soweit bekannt) an vergleichbaren Sendungen versuchten und bei der Kritik wie beim Zuschauer mittelfristig durchfielen. Am Mangel an interessanten Persönlichkeiten und potentiellen Gästen in den Zeiten des Castingwahns, der miesen Laiendarstellerei und öffentlichkeitsgeiler Juristinnen mit rötlichen Betonfrisuren konnte sicher auch Engelke nichts ändern. Vielleicht hätte man mit mehr Zeit auch eine Alternative dazu entwickeln können, wie es Schmidt durch intelligenten Nonsens und Selbstparodie gelang. Es änderte aber wahrscheinlich nichts daran, dass bestimmte Grundvoraussetzungen einfach nicht erfüllt waren und dazu gehörte sicher nicht die Chromosomenpaarung. Aber wenigstens sind Böttingers krampfhaften Versuche, die Abneigung der Kritiker mit Engelkes Einsatz angeblicher spezieller weiblicher Eigenschaften (jugendlich wirkende Tops!) zu erklären, wesentlich lustiger als alle von mir gesehenen Ausgaben der Show.

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